Om Jean-Yves Barrier
Nachdem 2009 der erste Band unter dem Titel Jean-Yves Barrier - Architecte, urbaniste erschienen war, der 25 Jahre seiner Arbeit als Architekt dokumentierte, widmet sich dieser zweite Band den Architektur-und Kunstprojekten seit der Mitte der 2000er Jahre. Während sich der erste Band auf Architektur- und Städtebauprojekte konzentrierte, präsentiert dieser zweite Band nicht nur 25 neue Architekturprojekte Barriers, sondern auch eine ganz andere Facette seines Schaffens : die Beziehung zwischen Architektur und Kunst. In diesem Rahmen avanciert die Form des »Faltens« zu einem fundamentalen Konzept, das vom Designobjekt, über Kunstinstallationen im öffentlichen Raum bis hin zur Architektur anwendbar wird.
Dieser neue Band zeigt einmal mehr die erstaunliche Viefalt der Architekturtypologien, mit denen sich Jean-Yves Barrier in seinem gegenwärtigen OEuvre auseinandersetzt. Ganz gleich, ob es sich dabei um Wohnhäuser, kollektiven Wohnungsbau, um öffentliche Einrichtungen, städtebauliche Gestaltungen oder Zweckbauten (wie Supermärkte, ein Arbeitsamt oder ein Ingenieurbauwerk) handelt, Jean-Yves Barrier nimmt niemals eine sich wiederholende oder doktrinäre Haltung ein, sondern entwickelt für jedes Projekt neue Lösungen, die in seinem ideellen »Lexikon der Konstanten« zu finden sind. Dies betrifft insbsondere die permanente Suche nach einer städtebaulichen Kohärenz für die unterschiedlichsten Interventionen : in Stadtzentren, in brachliegenden Industriezonen oder im periurbanen, diffusen Raum. Zeitgenössische Gartenstädte, verdichtete und kompakte Baugruppen, Kollagen oder das Verflechten mit Vorhandenem stellen für Barrier Möglichkeiten dar, mit gegenwärtigen Architekturen, vergessene oder verlassene urbane Situationen neu zu qualifizieren und zu sanieren. Damit einher geht auch die Suche, urbane Zeichen und neue Vernetzungen im städtischen Raum zu schaffen, mit dem Versuch, die vorhandenen Schichten der Stadt fortzuschreiben. Die Analyse eines Gebietes und seiner landschaftlichen, urbanen und architektonischen Zusammenhänge ist dabei immer behutsam und klar. Das erlaubt ihm, (Re)-Interprétation von oftmals komplexen historischen Gegebenheiten, um darauf aufbauend eine neue, zeitgenössische Architektur zu entwickeln.
Aber es ist nicht nur die Stadt, die ihm als architektonische Projektionsfläche dient, sondern in besonerem Maße auch insbesondere das vielfältige Zusammenspiel zwischen Kunst, Design und Architektur, das sich in einer spezifischen Methode, einem Gedenkengebäude äussert, welches es ihm erlaubt, eine gestalterische Kohärenz auf diesen diversen Maßstabsebenen zu erreichen und damit gleichzeitig unterschiedliche Disziplinen miteinander verbindet. Besonders sinnbildhaftig ist ihm dies im Rahmen des Projektes zu einer Jugendherberge in der Stadt Tours (2019) gelungen. Es handelte sich hier um eine alle Gestaltungsebenen umfassende Aufgabe, in welcher Kunst und Design in Architektur übergehen : Innenarchitektur, Möbel, Designobjekte und Architektur sind dort untrennbar miteiander verwoben. Andere Projekte, die sich im urbanen und landschaftlichen Raum befinden, lassen sich eher zwischen Land Art und Kunstwerk situieren.
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