Om Herr, mach ein Ende!
Die grauenhaften Erlebnisse eines Soldaten im Russlandfeldzug 1941, aber auch die Sinnlosigkeit und Verbitterung über den militärischen Alltag als Besatzer in Frankreich und Italien, die Monotonie und nie endende Langeweile des täglichen Dienstes hätten ihn nahezu zermürbt, wäre da nicht eine innige Liebe trotz der großen geographischen Entfernungen herangewachsen.
Zeigte der Germanist F. X. Haertle (1916-2009) zu Beginn des Zweiten Weltkrieges noch eine gewisse Begeisterung, so verwandelte sich diese durch die Schrecken des Krieges gänzlich in Ablehnung. Seiner großen Liebe wegen und um die alltägliche militärische Monotonie zu überwinden, schrieb er 457 Briefe an seine Verlobte.
Seine Tagebücher und Briefe formen einschließlich der über 350 Fotos ein außergewöhnliches Kompendium an Qualität, Komplexität und detaillierten Beobachtungen der zeitgenössischen Ereignisse. Sie gewähren einen tiefen Einblick in die anfängliche Kriegsbegeisterung, aber auch in die Brutalität und Schrecken des Krieges und schildern ungeschminkt die Ödnis des militärischen Alltags. Sie berichten von der geistigen Wandlung eines Intellektuellen, der sich sehr bald nach Kriegsbeginn nicht nur der NS-Propaganda, sondern auch den militärischen und NS-Autoritäten durch Karriereverweigerung entzog. Aus den Briefen an seine Verlobte erschließt sich auch eine Liebesgeschichte, welche die grundlegende emanzipatorische Wandlung des Partner- und Frauenbildes erkennen lässt. Ergänzend dazu werden weitere nicht publizierte Tagebücher seines Kameraden Stephan Metzger zitiert, die ihrerseits wiederum einen vergleichenden Blick auf die gemeinsamen Erlebnisse werfen.
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