Marknadens största urval
Snabb leverans

Minnen

Här finner du memoarer och berättelser från andra människors liv, viktiga lärdomar och goda råd. Vårt urval av böcker om dessa minnen är en samling resor som vi människor tar genom livet. Det handlar om hur sådana resor påverkar oss och vad vi kan göra för att uppleva mer frihet. Böckerna är otroligt innehållsrika med helt olika kulturella bakgrunder, och de kan ge dig inblick i sällsynta resor som många måste ha tur för att få uppleva.
Visa mer
Filter
Filter
Sortera efterSortera Populära
  • av Hermann Bahr
    329,-

    Erst als der Zug endlich fuhr, atmete Franz auf, entkommen. Die dumme Furcht! Wer soll ihm denn nachsetzen? Sie freut sich, ihn los zu sein. Und alle werden sich freuen. Und ihn auslachen. Entkommen, wieder einmal! Und wieder einmal nur fort, möglichst weit fort, am liebsten aus der Welt fort! Einschlafen und nie mehr aufwachen! Und er wird aber ja doch wieder aufwachen, auch diesmal, und wieder ein neues Leben anfangen, sein Leben bestand ja darin, immer wieder ein neues Leben anzufangen. Wie lange noch? Er wurde jetzt schon grau. In dem ruhig rollenden Zug schlief er wirklich halb ein. Er war entkommen, er war geborgen; er wird vergessen. Und dann wird dies alles bei den anderen Erinnerungen liegen. Und wenn er später wieder einmal daran denkt, wird er lachen, wie er über die anderen Erinnerungen lacht. Er wird aber nicht oft daran denken, denn es wird ja dann wieder irgend etwas sein, dem er wieder entkommen muß, um sich wieder zu bergen und es wieder zu vergessen. Denn sich selber wird er ja niemals entkommen. Dazu hat er sich zu lieb. Er sieht ein, daß er sich selber ändern müßte. Er versucht es ja auch immer wieder, sein Leben bestand bisher aus lauter solchen Versuchen. Und dieser, dem er eben entfloh, wird auch noch nicht der letzte gewesen sein. Früher hat er sich in solchen Augenblicken immer gesagt: Jeder muß Lehrgeld zahlen, aber bis du nur erst älter sein wirst! Nun machte das Lehrgeld schon eine ganz schöne Summe, der Wunsch aber, älter zu werden, mäßigte sich, er hatte darauf auch kein rechtes Vertrauen mehr. Vielleicht war es überhaupt klüger, sich nichts zu wünschen.

  • av Kurt Aram
    329 - 369,-

  • av Joseph von Eichendorff
    335

  • av Wilhelm Busch
    265,-

    Wilhelm Busch hatte zu Beginn der 1870er Jahre zwei Bildergeschichten veröffentlicht, die schon ganz oder teilweise von seiner antiklerikalen Haltung geprägt waren. Der heilige Antonius von Padua, der im Verlag Moritz Schauenburg erschienen war, hatte unter anderem dazu geführt, dass die Staatsanwaltschaft den Verleger Moritz Schauenburg in Offenburg wegen Veröffentlichung einer unzüchtigen Schrift anklagte. Moritz Schauenburg wurde zwar von der Anklage 1871 freigesprochen, die Geschichte machte Wilhelm Busch jedoch zu einem bekannten Skandalautor.Da Moritz Schauenburg weitere Anklagen befürchtete, wurde Buschs zweite antiklerikal geprägte Bildergeschichte Die fromme Helene von seinem langjährigen Freund Otto Friedrich Bassermann veröffentlicht, der den von seinem Vater Friedrich Daniel Bassermann geerbten Verlag weiterführte. Auch diese Geschichte war vor dem Hintergrund des Kulturkampfes sehr erfolgreich und wurde sehr schnell sogar im Ausland veröffentlicht.Otto Friedrich Bassermann regte daraufhin seinen Freund an, eine Bildergeschichte zu verfassen, die erneut auf eine anti-katholische Leserschaft abzielte. Er hoffte dabei, dass die Bildergeschichte an die Qualität der beiden ersten Bildergeschichten heranreiche. In ihrer satirischen Überzeichnung von Frömmelei, Aberglauben und spießiger Doppelmoral gehen diese beiden Bildergeschichten weit über den konkreten historischen Kontext hinaus.

  • av Korfiz Holm
    335

    Selbviert übernachteten sie in der Kabine, wo sich zwischen den Kojen und alle dem Handgepäck, das am Boden lag, nur einer zurzeit notdürftig bewegen konnte. Da dauerte das Aufstehen morgens lange; und Thomas Kerkhoven, als der jüngste mit seinen einundzwanzig Jahren, mußte bis zuletzt warten. Ihm war das schließlich lieb: denn die Ungeniertheit, die der alte Konsul Wesselbeck bei seiner Toilette an den Tag legte, däuchte ihn im höchsten Maße verwunderlich. Wie er so ¿ »kühlpfeifend« dachte Thomas ¿ die Zahnbürste aus einem schmutzigen Stück Zeitung wickelte und sie in die aufgesammelte Asche seiner Morgenzigarre tunkte, ¿ darin lag ein beneidenswertes Bewußtsein von der Richtigkeit des eignen Tuns.Thomas Kerkhoven drehte sich mit einem Seufzer zur Wand. Wer von Natur schüchtern ist, hat immer eine melancholische Bewunderung für Leute, die sich bis zu den Naturlauten ihrer Morgentoilette breitspurig geben, wie sie sind. ¿Thomas lebte seit zwei Tagen in einem sonderbar zwiespältigen Traumzustande. Ihm war, als sei er von einem Vorhang umgeben, durch den Licht und Schall von draußen nur gedämpft hereindrängen; aber zugleich sah er tausend Einzelheiten des gewöhnlichen Lebens ringsum, die er sonst nie beachtet hatte, gleichgültige Dinge, die ihn jetzt vielleicht noch fremder däuchten, und die er dennoch in einer dumpfen Verwunderung musterte, weil er sie heute zum erstenmal entdeckte, ¿ musterte, ohne sich von ihnen losreißen zu können.War es Angst, an das andre zu denken?

  • av Anna Croissant-Rust
    335

    Täglich zieht die Alte ihren Karren von der Scharnitz nach Mittenwald und wieder zurück. Ob es krachend kalter Winter ist und der Weg so voller Eisplatten, daß sie alle Augenblick nach rückwärts rutscht, und wie ein braves Roß die Eisen einhauen muß, um nur weiter zu kommen, ob es schneit, daß sie kaum die Landstraße zu erkennen vermag, oder die Sonne herunterbrennt, daß ihr der Kopf zerspringen möchte, ob das Schneewasser im Frühjahr, wenn es »aper« wird, auf der Landstraße dahinschießt, wie wenn diese ein Bachbett und der in seinem vollen Rechte wäre, oder im Herbst der wüste Wind durchs Tal pfeift und sie fast umwirft: das alte Weiblein zieht gleichmütig seinen Karren hin und her, über eine Stunde hin, weit über eine Stunde zurück.

  • av Hanns Heinz Ewers
    329,-

    Kilian Menke war fast zweiunddreißig Jahre alt, als er in einen Abgrund von Ereignissen und Abenteuern hineingerissen wurde, deren sich sein friedliches und bürgerliches Leben nicht im mindesten versehen konnte. Er war irgendwo im Oldenburgischen als dritter Sohn auf einem Bauernhof geboren, zeigte aber von früh auf für Landwirtschaft und Viehzucht keinerlei Neigung. Es war daher ausgemachte Sache, daß er nach Beendigung der Realschulzeit in der benachbarten Kleinstadt das Kaufmannsgewerbe erlernen sollte. Da seine Eltern seine Anstelligkeit und Gewandtheit in allen rechnerischen und schriftlichen Arbeiten sehr hoch einschätzten, wollten sie weit mit ihm hinaus und schickten ihn zur Lehre in ein angesehenes Handelshaus nach Bremen, mit dem Vater Menke beim Kauf von landwirtschaftlichen Bedarfsartikeln in gelegentliche Berührung gekommen war. Nach der vierjährigen Lehrzeit behielt die Firma den als solide und brauchbar befundenen jungen Mann noch zwei Jahre als Handlungsgehilfen in ihren Diensten, um ihn dann mit dem denkbar besten Zeugnis und allen guten Wünschen für seine fernere Zukunft »auf eigenen Wunsch« zu entlassen, da er in Hannover bei einem befreundeten Hause eine besser bezahlte Buchhalterstelle bekommen konnte. In Hannover blieb Kilian Menke reichlich fünf Jahre, während deren er redlich seinen Pflichten nachkam, seinen kaufmännischen Gesichtskreis erweiterte und alljährlich in höhere Gehaltsstufen aufrückte. Am Ende seiner Tätigkeit zählte er zu den bestbesoldeten Handelsdienern seines Geschäftszweiges.

  • av E. T. A. Hoffmann
    335

  • av Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem
    329,-

    Der Schnellzug Rom-Wien donnerte, von Mestre kommend, über die Eisenbahnbrücke, die das Festland mit Venedig verbindet, um von dort, nach kurzer Rast, denselben Weg bis Mestre zurückzunehmen und dann die Reise über Pontebba-Villach fortzusetzen.Am Fenster eines Abteils erster Klasse des direkten Wagens Rom-Wien stand ein noch junger Mann und sah nicht ohne eine gewisse Sehnsucht im Blick auf die Silhouette der »Meereskönigin«, die über die Lagunen hinweg sich fast schwarz gegen das Marineblau des Nachthimmels abzeichnete, auf dem eine phantastisch große, goldige Mondsichel stand und auf das leichtbewegte Wasser glitzernde Goldflitter streute. Zuerst waren es die Türme von Murano, die aus dem Wasser auftauchten, dann, als der Zug der Station näher kam, die Mündung des Canareggio, aus der eben ein beleuchteter kleiner Dampfer nach San Giuliano zueilte, dann der Glockenturm von San Giobbe, und schließlich war der häßliche, nüchterne Bahnhof mit seinem Hasten, Treiben, Rennen und Schreien erreicht.Mit einem kleinen Seufzer trat der einsame Reisende in dem Abteil erster Klasse von dem Fenster zurück, zog den Vorhang zu, als wünsche er, nicht gesehen zu werden, und hielt zum Überfluß noch eine Zeitung vor, so daß er von außen sicher nicht zu erkennen gewesen wäre, trotzdem die elektrische Lampe in dem Abteil hell genug brannte.

  • av Benedikte Naubert
    385,-

    Wer kennt nicht die1 Almé der Egyptier? Ihr Völker des Nils, und ihr, Bewohner der fernen Inseln, die ihr etwas von ihr vernahmt, höret ihren Ursprung.Ich war die Tochter des weisen Sopher, und mein Name ist Almé Rusma. Ich rede zu euch von vergangenen Zeiten. Mich drückt die Last der Jahre. Wenn du, o Volk des Nils, und ihr, ihr Jungfrauen der Isis, die ihr es nicht unwerth seyd, meinen Namen zu führen, diese Blätter lesen werdet, so wird die Tochter des weisen Sopher nicht mehr seyn, und die schöne Rusma, die Gemahlin des königlichen Menes von Oxirynchus, ist denn längst hinabgewallt auf den Fluthen des schwarzen Sees zu den Wohnungen der Todten.Sopher Ben Helion, den ich als Vater ehrte, ungeachtet er wahrscheinlich nur der Pfleger meiner verlassenen Kindheit war, lebte mit mir zu Bubastus in dürftiger Dunkelheit. Jedermann kannte ihn unter dem Namen des weisen Sopher, viele kamen seinen Rath, seinen Unterricht zu suchen, aber keiner lohnte ihm nach der Wichtigeit der Gabe, die er von ihm erhalten hatte, auch war Sopher sehr bedenklich Belohnungen anzunehmen.Als einst ein großer König kam, und die Stadt belagerte, darin Sopher lebte, da ward es ihm kund, daß in derselben ein armer weiser Mann sey, der die Stadt retten könne mit seiner Weisheit: da sagte er den Bürgern an, er wolle friedlich von ihren Mauern ziehen, so sie die Stimme des Weisen hören, und ihr gehorchen würden. Sie kamen zu dem weisen Sopher, sie hörten seine Stimme, sie gehorchten ihr; der König hob die Belagerung auf, aber, indem er befriediget von dannen zog, und die Bürger gerettet waren, schmachtete Sopher, durch den alles dieses geschah, nach wie vor, unbelohnt in seiner Dunkelheit, auch wollte er nicht aus derselben hervorgezogen, auch wollte er nicht belohnt seyn. Seine Weisheit machte, daß er die Lasten der Armuth nicht fühlte, und beklagte er sich je über dieselben, so geschah es um meinetwillen. Ich war schön, war erst achtzehn Jahr; Sopher hatte das gewöhnliche Ziel des menschlichen Lebens schon längst zurückgelegt; was sollte aus mir werden, wenn er hinüber ging in die Wohnungen der Seligen und mich zurückließ, in einer Welt, die ich nicht kannte, und vor deren Fallstricken nur meine Tugend mich schützen konnte; ein schwacher Schutz, wenn nicht schirmende Weisheit, oder Macht und Ansehn ihr zur Seite steht.

  • av Josef Ruederer
    385,-

    Das erste, was der Luegecker Peppi in diesem Dasein mit erwachenden Sinnen bemerkte, war ein Holzbrett und zwei Wassereimer. Das Brett mochte so etwa zwanzig Fuß hoch sein und befand sich eingerammt in die Mauer eines engen, düsteren Hofes. Glatt gefegt, wie es war, spiegelte es in das Halbdunkel hinein, gleich dem Holz einer Kegelbahn, auf dem man aufwerfen muß, will man nicht wegen eines Sandhasen zur Ordnung gerufen werden. Die Eimer aber bestanden aus Kupfer, aus solidem, rotem Kupfer, wie es zu jenen Zeiten in der Küche der Hausfrau prangte und den Stolz der Familie bildete. Diese Wirklichkeiten vermochte der kleine Peppi natürlich nicht zu unterscheiden, denn er war damals erst so etwa drei Jahre alt. Was ihm in die Augen sprang und ihn durch die immer wiederkehrende, gleichmäßige Bewegung fesselte, war einzig das abwechselnde Auf- und Niedergehen der beiden Eimer an diesem Brett. Das kam immer zu gewissen Stunden des Tages, des Morgens, des Mittags, des Abends. An einem derben Seile wurden sie hochgezogen und wanderten dann, am offenen Fenster angekommen, von starken, bloßen Armen gepackt, direkt in die Küche. Dort war in einer Ecke dicht neben dem Ausguß die Kurbel angebracht, die die Kübel zur Höhe beförderte.

  • av Rainer Maria Rilke
    385,-

    Das ist des Dichters wahre, erhabene Kunst, dem Leser die Begebnisse, die er erzählt, so lebhaft vor Augen zu führen, ¿ daß ihm die Gegenwart und seine ganze Umgebung zu entfliehen scheint und daß er nicht nur ein Kunstwerk empfindet, sondern über dessen klarer Natürlichkeit die Kunst vergißt und die Begebenheit ¿ miterlebt. Es muß dem Leser gehen, wie jenem Manne, dem in einem Guckkasten eine prachtvolle Landschaft gezeigt wurde, in die er sich dermaßen vertiefte, daß er den Duft der Blumen zu spüren und das leise Säuseln der Blätter wahrzunehmen vermeinte. Er muß sich dessen nicht schämen, der Mann, wenn auch tausend andere hineinblickend immer nur ¿ ein Bild sehen. Es muß ein jedes Kunstwerk vor den richtigen Beobachter kommen ¿ und es muß bei jedem der richtige Maßstab angelegt werden. Das heißt, dieser Maßstab fügt sich von selbst. Es tritt so mancher an ein Werk heran, mit der Absicht, sich ein Urteil darüber zu bilden. Dies ist ein töricht Unterfangen, denn eben dadurch, daß er sich bemüht, sich über alles, was er empfindet, sofort Rechenschaft zu geben, reißt er sich stets vom Zauber los, der ihn umfangen will, ¿ und sein Urteil wird kalt. ¿ Es giebt indessen nur zweierlei Werke: solche, die gefangennehmen und mitreißen, und solche, die trotz schöner, lobender Kritik im Herzen kein Echo wecken.

  • av Alexander Moszkowski
    335

    In einer Ecke des Raucherabteils hatte ich es mir vor Jahren bequem gemacht. Als alleiniger Insasse des Coupés schmökerte ich stundenlang in einem Bande von Sherlock Holmes, und geriet immer tiefer in den Ideenkreis des findigen Verfassers. Jeder Mensch, so dachte ich, sollte doch imstande sein, seine Wahrnehmungen soweit zu stärken und kombinatorisch zu steigern, daß er aus der Menge kleinster Indizien wichtige Ergebnisse zu gewinnen vermag, vielleicht ist das Genie eines Detektivs garnicht so merkwürdig, als unser aller Gleichgültigkeit den eigenen Beobachtungen gegenüber. Ich nahm mir vor, künftig besser aufzupassen, die Nebenmenschen schärfer unter die geistige Lupe zu nehmen, da müßte sich oft Interessantes, Unerwartetes ergeben. Freilich im Gewühl der Straße, in der Berührung mit den Vielzuvielen läßt sich das nicht bewerkstelligen. Aber hier, im Bahnabteil zum Beispiel, wäre ein guter Experimentalboden; da könnte man einen unbekannten Mitreisenden, ohne daß er es merkt, längere Zeit studieren und aus den anscheinend nebensächlichen Aeußerungen seiner Persönlichkeit Rückschlüsse ziehen auf seinen Beruf, Charakter, auf die Besonderheiten seiner Existenz.Ich saß aber, wie gesagt, ganz allein im Abteil und hatte zunächst keine Gelegenheit, meine detektorischen Absichten zu verwirklichen.Nach etlichen Stationen änderte sich das Milieu. Zwei Herren stiegen ein und ließen sich mir gegenüber, am entgegengesetzten Fenster, auf der Polsterbank nieder. Sie nahmen von mir nicht die geringste Notiz, und das schien mir für meine Absicht recht zweckdienlich. Da hatte ich zwei Beobachtungsobjekte, an denen ich meinen Vorsatz erproben konnte. Hier hieß es also: In Symptomen denken!

  • av Wilhelm Heinse
    385,-

    Wir fuhren an einem türkischen Schiffe vorbei, sie brannten ihre Kanonen los: die Gondel wankte, worin ich aufgerichtet stand; ich verlor das Gleichgewicht und stürzte in die See, verwickelte mich in meinen Mantel, arbeitete vergebens und sank unter.Als ich wieder zu mir gekommen war, befand ich mich bei einem jungen Menschen, welcher mich gerettet hatte; seine Kleider lagen von Nässe an, und aus den Haaren troff das Wasser. »Wir haben uns nur ein wenig abgekühlt!« sprach er freundlich mir Mut ein; ich drückte ihm die Hände.Das Fest war für uns verdorben. Meine vorigen Begleiter eilten nun von dannen. Wir ließen den Bucentoro zwischen tausend Fahrzeugen, unter dem Donner des Geschützes von allen Schiffen aus den Häfen, in die offne See stechen und den Dogen sich mit dem Meere vermählen; und er brachte mich mit seinem Führer nach meiner Wohnung.Hier schied er von mir, ohne daß er mir weder sein Quartier noch seinen Namen sagen wollte; bloß aus der Mundart bemerkte ich, daß er ein Fremder war; jedoch versprach er, mich bald zu besuchen. Wir umarmten uns, und mir wallte das Herz, es regte sich eine Glut darinnen. Seine Jugend stand eben in schöner Blüte, um Mund und Kinn flog stark der liebliche Bart an; seine frischen Lippen bezauberten im Reden, und die Augen sprühten Licht und Feuer; groß und wohlgebildet am ganzen Körper, mit einer kühnen Wildheit, erschien er mir ein höheres Wesen.Sein Bild wich den ganzen Tag nicht aus meiner Seele; ich konnte weder essen noch trinken und vor Ungeduld nicht bleiben.Abends war Gondelrennen, das auf der See, was Wettlauf auf dem Lande; wodurch unsre Leute zu mutigen Schiffern sich bilden: ein Spiel, wo Stärke, Gewandtheit und Führung des Ruders den Preis davonträgt und welchem nur ein Pindar fehlt, es wie die olympischen zu verherrlichen. Der ganze Große Kanal schäumte und war Getümmel von schönem Leben; die Fenster der Paläste prangten mit ihren Tapeten, und die untergehende Sonne glänzte daraus wider in unzählbaren frohlockenden Gestalten.

  • av Ilse Frapan
    385,-

    Wie das reizend ist, solch eine junge Birke im April! Vollbehangen mit schlanken grüngelben Kätzchen, die im leisen Wehen durcheinander schaukeln, noch blattlos die feinen Zweige, eine schüchterne schmiegsame Beweglichkeit in dem ganzen Baum, bis zum weißfleckigen hellaufschimmernden Stamme. Solch eine Birke steht vor Medags Gartenpforte, und die Sonne des Nachmittags zeichnet ihren zierlichen Schattenriß auf die grauweiße Wand des einstöckigen Häuschens hinter der Pforte. Und Milli und Liddi Medag blieben jedesmal, wenn sie geschäftig und beladen unter der Birke durchliefen, mitten im Wege stehen, guckten in das Zweignetz mit dem blauen Himmel dahinter, lachten glückselig, kniffen sich mit den freien Fingern gegenseitig in den Arm und liefen dann weiter, während die Zungen auch nicht einen Augenblick ruhten. Sie liefen zu einem zweiten Häuschen, das aber noch viel kleiner war, als ihr Elternhaus hinter dem grüngestrichenen Staket. Es war eigentlich nur ein großes Gartenzimmer mit einer Hausthür und einem Dach: umschlossen ward es von einer lückenhaften, ungleich beschnittenen Stachelbeerhecke; halbgroße Blätter und röthliche Blüthenglöckchen dehnten sich wohlig im Nachmittagsstrahl. Es ist natürlich, daß den zwei frohen, halbwüchsigen Mädchendingern all' diese anderen frohen, halbwüchsigen Dinge außerordentlich gut gefielen, und daß sie in das Gartenhäuschen, zu dem sie die Möbel hinübertrugen, ganz verliebt waren. Milli versuchte im Ueberschwang der Begeisterung sogar eine große weiße Waschkanne auf dem Kopfe zu tragen, gab es aber auf, ganz verwundert darüber, daß eine Waschkanne so schwer sei, und daß die Bardowiekerinnen ihre vollbepackten Gemüsekörbe, die doch warscheinlich noch weit schwerer waren, auf eine so unbequeme Weise trügen. Liddi hatte einen frischlackirten Stiefelknecht zärtlich wie ein Wickelkind in den Arm gedrückt. Sie sahen sich entzückt um.

  • av Ernst Heinrich Barlach
    335

    Wahl pflegte Wau des öfteren an seine Bürgerlichkeit zu erinnern, und dieser, keineswegs erschüttert, konnte es doch niemals unterlassen, in seiner Antwort die Frage nach Wahls Bürgerlichkeit ausdrücklich offen zu lassen. Beide wünschten unbemakelt von einer Wesensart zu bleiben, bei deren Erwähnung keiner an etwas Bestimmtes dachte. An einem frostigen Abend warf sich Wau indessen mit Behagen in einen gut gefütterten und an den Schultern brav gepolsterten Mantel, und während er ihn vor dem Spiegel zuknöpfte, nachdem er noch ein weniges an seiner Krawatte gefingert hatte, lächelte er seinem Spiegelbild beifällig zu und würde, so seine Vorstellungen in diesem Augenblick auf der Zunge geprickelt hätten, gesagt haben: gut bürgerlich, freilich, aber er sitzt warm, und ich fühle mich mollig darin. So trat er auf die Straße, wo er wie manche andere Beamten, Lehrer und sonstige Würdenträger von Gericht oder Post oder Steuer wohnte. Sie war kahl, normal, wohlanständig, und es schien Wau in seinem bürgerlichen Mantel, daß die Kahlheit und Normalhaftigkeit die Kälte des Abends besonders schaurig fühlbar machten. So also machte er sich's in seinem Mantel recht behaglich, wippte mit den Achseln, stopfte die Hände in die Taschen und zog die Schultern in die Höhe. Wenn seine Straße sich an ihrer Kahlheit genug getan, lief sie zwar geradeaus weiter, hieß nach wie vor gleichen Namens, ließ sich aber einigen Bewuchs gefallen und endete als Lindenallee. Auf den ersten dieser Lindenbäume hatte sich eine Katze vor Hunden gerettet und sich, im Geäst höhersteigend, rettungslos verklettert, die Hunde hatten sich verlaufen, aber die Kletterkünste der Katze hatten bankerott gemacht. Sie saß im Frost des Abends oben und mußte sitzen bleiben, da sie nicht abwärts steigen konnte, und aus der Nachbarschaft hatte ihre Not die Teilnahme anderer Katzen beschworen, die nun aus dunkeln Winkeln und Ecken die Anteiligkeit ihrer Katzenseelen am Ungemach der einen aus feurigen Augen leuchten ließen. Wau in seinem an den Schultern stark gepolsterten warmen Mantel blieb stehen und las aus der Situation im Baum und aus der kalten Stille in den Winkeln hier und da den Verlauf der Vorgänge ab, wußte dem Tier oben in den kahlen Zweigen seinerseits auch kein Entkommen aus seiner üblen Lage nachzuweisen und setzte, da er von der Geselligkeit eines gemütlichen und zwanglosen Abends beim Bürgermeister erwartet wurde, seinen Weg fort.

  • av Hermann Essig
    445

    Susanne Flaubert gefiel es längst nicht mehr in Brüssel. Ihre Freunde waren außer Landes. Sie saß trübselig in ihrer Wohnküche. Am Gasbratofen stand Käterchen, ihr Dienstmädchen, und machte Rühreier. Sie tapfte gleichgültig und gedankenarm mit dem Löffel in der Pfanne herum. Zur Vermehrung oder zum Ersatz des Fettgehaltes fielen in kurzen Abständen die Katarrhtropfen von ihrer Nase in die Eierpfanne. Susanne hatte dafür kein Auge, ihre Blicke gingen wissenshungrig durch die Fensterscheiben. Sehr aufmerksam lag aber Kätzi in Susannes Schoß und sah mit blauen besorgten Augen nach Käterchen hin. Käterchen hatte sich die Naschsucht vor den Blicken der Katze allmählich abgewöhnt, denn sobald sie den Versuch machte, eine Speise zu kosten, tatzte Kätzi mit der Pfote nach dem Kinn der Herrin. Wie ein unartiges Kind übte Kätzi am Dienstboten Kritik, paßte auf alles gut auf, was dieser tat, und durfte sich dabei selber alles herausnehmen. Käterchen konnte darum die Katze nicht ausstehen. Sie plante ständig, wie sie die Katze auf geheimnisvolle Weise entfernen könnte. Da floß hinter dem Hause der Kanal vorüber. Immer gelüstete es Käterchen, Kätzi darin, in einen Sack gebunden, mit einem Stein beschwert, zu ersäufen. Bloß unbemerkt hätte es geschehen müssen. Zur Ausführung ihrer schwarzen Gedanken kam es nie. Sie wagte es nicht, den Sack an den unteren Stockwerken vorbeizuwerfen, auch nicht nachts damit zum Hause hinaus an das Wasser hinzuschleichen.

  • av M. B. Synge
    525,-

    In Ein Buch der Entdeckungen: Die Geschichte der Erforschung der Welt, von den frühesten Zeiten bis zur Entdeckung des Südpols erzählt uns Autorin M. B. Synge eindrucksvoll von den berühmtesten Entdeckern und Forschern, die uns helfen, die Welt besser zu verstehen. Beginnend bei den Reisen in der Antike über die Entdeckung der Neuen Welt bis hin zur Expedition ins arktische und antarktische Gebiet - jede Seite enthält spannende Details über Mut und Tapferkeit dieser legendären Abenteurer. Mit Illustrationen von alten Karten und Seekarten, Zeichnungen sowie Gemälden und Miniaturen können Sie sich auf eine faszinierende Reise durch die Vergangenheit begeben. Tauchen Sie ein in das Leben der Heldentaten, Selbstaufopferung und unerschrockener Entschlossenheit dieser wagemutigen Seefahrer. Erleben Sie die Geschichte dank des überzeugenden Schreibstils noch heute hautnah mit!

  • av Albert Londres
    375,-

    " En 1927, Albert Londres embarque pour un périple de quatre mois dans les colonies françaises d'Afrique. Il a déjà écrit quelques articles sur les " petits Blancs " de Dakar, mais s'engage cette fois dans une enquête d'envergure sur les pratiques des colons usagers du " moteur à banane ". Il en rapporte un récit virulent, caustique, dont le lecteur sort tour a tour réjoui et atterré, dénonçant les milliers de morts survenue au nom de l'exploitation des forts et de la mise en valeur du territoire. Par la violence de ses dénonciations, Terre d'ébène suscitera furieuses polémiques et démentis violents. " Notre métier n'est pas de faire plaisir, non plus de faire du tort, il est de porter la plume dans la plaie " écrit Albert Londres.

  • av Wilhelmine Heimburg
    385,-

    Drüben in dem hohen, schmalen Hause, hinter den Fenstern mit den weißen Filetgardinen und den vielen Geraniumtöpfen, da wohnte sie, von der ich hier erzählen will. Freilich war sie jetzt kein schönes, junges Mädchen mehr, auch kommen keine spannenden Szenen, keine romantischen Handlungen in der Erzählung vor. Es ist eben eine einfache Geschichte, die ich hier niederschreibe, sehr einfach, aber wahr, denn sie hat sie mir selbst anvertraut, und meine Heldin ist eine alte Jungfer. Erschreckt nicht, meine freundlichen Leserinnen, ihr glaubt nicht, welch eine Fülle von Poesie ich drüben in dem kleinen Stübchen fand. Wie manchen langen Nachmittag habe ich an meinem Fenster gesessen und, scheinbar mit einer Arbeit oder mit Lektüre beschäftigt, mein einsames Visavis beobachtet. Und wenn die noch immer zierliche Gestalt im einfachen grauen Lüsterkleide, das schneeweiße Häubchen auf dem glatt gescheitelten Haar, am Fenster saß und die Zeitung las, indem sie strickte, so überkam mich immer ein unendliches Mitleid mit der Einsamen. Nie sah ich eine Freundin bei ihr, nie überhaupt einen Besuch. Nur die kleinen Kinder ihres Hauswirts erblickte ich manchmal an ihrem Fenster, eifrig beschäftigt, Äpfel zu schmausen. Die alte Dame, die gütige Spenderin dieser Leckereien, stand hinter ihnen und sah mit strahlendem Lächeln, wie es den kleinen Wesen schmeckte.

  • av Karl Immermann
    385,-

    Ich saß, vom Fels bedachet,Vertieft in alte Rollen, Aus denen an mich lachet' Ein ganzer Himmel alles Rätselvollen. Ich mußte oft sie auf die Seite legen, Weil gegen Wunsch und Wollen Ich lesen nicht gekonnt vor Herzensschlägen. Da rauscht' es in den Sträuchern, Und Flöten, Cymbeln klungen, Arabisch Balsamräuchern Ist vom Gestäud' zu meinem Platz gedrungen. Gleich sprangen aus dem Busch mit keckem Tritte Drei muntre kleine Jungen, Schwarz, weiß die ersten zwei und braun der dritte. Sie schlugen an die Becken, Und einer spielte Flöte. Es folgt' auf schlanker Schecken Ein Mägdlein, lustig wie die Morgenröte. Bunt Florgewand und Schmelz und Schleif' am Mieder, Band, Quast' und Pausch erhöhte Den Schmeichelreiz der leichtgeschwungnen Glieder.

  • av Balduin Groller
    385,-

    Nach dem Abendessen begab man sich in das Rauchzimmer. Das war eisernes Gesetz und durfte durchaus nicht anders sein. Die beiden Herren wären vielleicht lieber noch bei Tische sitzengeblieben, um im Nachgenusse der kulinarischen Meisterleistungen in aller Behaglichkeit ihre Zigarre zu rauchen, aber das ging nicht, ging absolut nicht. Das wußten sie so schon lange, und nun schien ihnen der Aufbruch und die Auswanderung nur das Selbstverständliche. Die schöne Hausfrau hatte das so eingeführt. In ihrem Hause durfte nur im Rauchzimmer geraucht werden. Dort hielt sie sogar gelegentlich mit und rauchte selbst in Gesellschaft eine Zigarette, aber für alle anderen Gemächer bestand ¿ das setzte sie durch ¿ strengstes Rauchverbot. Frau Violet Grumbach hielt wie auf sich selbst, so auch auf den Rahmen für ihre Persönlichkeit, auf ihre Wohnung. Wie ihre äußere Erscheinung mit aller nur erdenkbaren Sorgfalt, mit Geschmack und guter Berechnung in Szene gesetzt war, so auch die Wohnung. Die Einrichtung war modern, war kostbar, alles war blitzblank und funkelte förmlich vor Sauberkeit. Und da sagt man noch manchmal, daß gewesene Künstlerinnen im allgemeinen keine guten Hausfrauen abgäben!

  • av Gabriel Reuter
    335

    Breit und hell fiel ein Strahl der Frühlingssonne durch das verstaubte Bogenfenster einer Dorfkirche. Er durchschnitt als warmer, glänzender Streifen die graue Dämmerung und verlor sich hinter weißem Gitter in den schattig-feuchten Tiefen des Pfarrstuhles, den mehrere festlich gekleidete Herren und Damen besetzt hatten. Mitten in der Lichtbahn stand die Konfirmandin vor dem Altar. Das kleine Kreuz auf ihrer Brust glühte gleich einem überirdischen Symbol, und wie ein Kranz weltlicher Herrlichkeit flimmerte, von tausend Goldfunken durchsprüht, das braune Haar über dem rosenroten, thränenbetauten, feierlichen Kindergesicht. Sie stand ganz allein an dem heiligen Orte, durchschauert von der Bedeutung des Augenblicks bangend, das Gelübde auszusprechen, das auf ihren Lippen schwebte und sie für ein Leben der Wahrheit und der Heiligung unwiderruflich verpflichten sollte. Hinter ihr, zwischen den schmalen Holzbänken, hörte sie das Gepolter einiger niederknienden Tagelöhnerkinder, die bereits die Einsegnung empfangen hatten. Agathe wünschte plötzlich mit krankhafter Heftigkeit, unter den peinlich glattgekämmten und rotgeseiften Köpfen, den ungeschickten Gestalten dort sich verbergen, sich an der Gemeinschaft mit ihnen stärken zu können. Ihr Herz wollte sein Schlagen aussetzen, eine Furcht ergriff sie, ein Schwindel, indem sie auf die Kniee sank und den Kopf mit dem Gefühl neigte, es müsse in der nächsten Minute ihr Dasein, das froh empfundene Dasein, gegen einen Zustand von fremder Schauerlichkeit, voll erhabener Schmerzen und beklemmender Wonnen eingetauscht werden.

  • av Michael Georg Conrad
    369 - 385,-

  • av Hermann Stehr
    329,-

    Drei Stunden von Glatz südöstlich, abseits vom Verkehr liegt in einer Quermulde der Vorberge des Eisengebirges das kleine Gebirgsdorf Steindorf. Am Fuße des kleinen und großen Hedwigsteines lagert das eigentliche Dorf, eine geringe Anzahl niedriger Hütten und Gehöfte, die unter Obstbäumen versteckt liegen. An den Rändern der umliegenden Berge, in den Löchern hängen und hocken seine Kolonien. »Unse Dorf hat fimf Anteele!« rühmt sich jeder Steindorfer; aber niemand wird darum reicher. Mühsam rang man dem Steingeröll die mageren Feldbreiten ab, dann schichtete man es zu Wällen auf, die sich zwischen den Äckern hinziehen. Sie sind grau, verwittert, von Moosen und Flechten überzogen, mit Hirschholder und Heckenrosen bewachsen, wie Mauern einer verfallenen Stadt, wie vergessenes Material eines großen Bauwerkes, dessen Plan verlorengegangen ist. Die letzten Oktobertage bringen morgens und abends tiefe Nebel über Steindorf. Diese steigen von den Tälern des Kessels der Grafschaft Glatz herauf, an dessen südöstlichem Rande das kleine Dorf liegt. Der erschöpfte Wind treibt sie schläfrig herauf, gleich unförmigen grauen Riesentieren. Dann ziehen sie träge heran, stoßen sich an den steilen Schwarzwaldhängen des Rollenberges und des Hedwigsteines, versuchen über ihn hinwegzuklimmen, fallen aber träge zurück und rollen ihre plumpen Leiber hinab in das Tal, das bald angefüllt ist mit ihren wolligen, unruhigen Rücken. Der Wind, ihr Hirt, geht noch eine Weile auf den Kämmen der Berge hin und her, lobt die Ruhe seiner grauen Riesenherde mit hohem, zufriedenem Singen oder brüllt sein Mißfallen in rauhen Aufschreien ins Tal und wühlt sich endlich spät in der Nacht mit knurrenden Lauten zu kurzer Ruhe in den Waldhöhen ein. In solchen Nebelnächten des Spätherbstes hört dann das Leben auf der Straße von Steindorf noch eher auf als sonst. Auch das Glockentürmchen auf dem Freirichtergute, das sonst immer als standhafter Wächter über die Dächer späht, verkriecht sich gar zeitig irgendwohin. Ganz stille schläft es. Nur beim wilden Aufschrei des zornigen Windes wacht es auf, und sein Glöckchen schlägt stotternd einigemal an, wie ein furchtsames Herz pocht, das sich seiner Pflichtvergessenheit bewußt wird. Dann eilt das Türmchen jedesmal auf das hohe, steile Dach des Wohnhauses, zerteilt mit seiner Fahne die schlafenden Nebel, lugt das Dorf hinauf und hinab und hüpft beruhigt wieder in sein Nest tief in der Finsternis.

  • av Ludwig Achim von Arnim
    385,-

    »Überaus ein edel und hübsche Meinung ist's, sich in dem Spiegel der alten Historien, die uns von den Voreltern verlassen sind, zu besehen, uns dadurch zum Guten zu wenden, das Üble zu fliehen, Herzen und Gedanken in den Dienst des Allmächtigen zu richten. Darum ich, der Ritter von Thurn also spreche: Meine lieben Töchter, ich bin nun hinfort mehr alt und krank, habe die Welt mehr erkundiget und gesehen, denn ihr, darum so will ich euch ihren Lauf anzeigen nach meinem Verstand, der leider nur schwach ist, aber stark wird in der Liebe zu euch. Alles kommt von Gott, deshalb sei es das erste Werk der Frauen, sobald sie Morgens erwachen, sein Lob und seine Ehre zu singen, denn das ist mehr als Bitten und Klagen und ein Werk der Engel, die schon beim aufgehenden zarten Morgensterne, dem allmächtigen Gotte Lob und Ehre singen und erbieten.« Diese guten Worte eines alten Ritters mögen in diesem verdrießlichen, immer wiederkehrenden Winter, wo allen schönen Kindern Zeit und Weile lang wird, wohl zur rechten Zeit wiederholt werden; doch keinem geziemen sie besser, als der nun zerstreueten, übellaunigen Wintergesellschaft, zu deren Unterhaltung die folgenden Geschichten zusammengebracht wurden, die sehr unzufrieden mit der ganzen Welt, doch immer etwas Neues von ihr wünschte, endlich aber mit allem, was bloß erzählt und nicht geschehen, ganz nachsichtig, aufmunternd, wohlwollend und zufrieden schien. Die Leser werden mich noch nicht ganz verstehen, wenn sie diese Stimmung nicht selbst einmal durchlebt haben; sie treten in die Türe, während wir mit einer langen Unterhaltung fast zu Ende gekommen, doch sollen sie nach Pflicht und Herkommen in das frühere Schicksal meines Buchs eingeführet werden, um sein künftiges gnädig zu bestimmen. Somit bin ich genötigt einen Teil meiner eignen Schicksale zu erzählen. Auf einer Geschäftsreise nach den Wohnplätzen der alten Lieder holte ich auf einsamem Sandwege, der sich durch einzelne breitgewachsene Kienen fortschlich, einen alten grauen Mann ein, der mit seinem langen grauen Barte, grauem Mantel, grauer Mütze, staubgrauen Stiefeln und grauen Augen, erst nur eine vertiefte Wolke zu sein schien. Er trug stöhnend einen schweren grauen Kasten und bat mich, ihn mitzunehmen. Wer kann alle Leute fahren lassen, die jetzt Fußreisen machen, den Alten nahm ich indessen mehr zur Unterhaltung, denn aus Mitleiden auf. Als Postgeld mußte er mir seine Geschichte mitteilen, die sonderbar genug lautete. Er hatte einen Kobold zur Einquartierung bekommen, über den er in Verzweiflung sein Haus angezündet. Als er nun diesen einzigen Kasten mit seinen letzten Habseligkeiten auf dem Rücken, sich nach dem Feuer lustig umsah und des Kobolds lachte, dem das Zimmer bald allzustark eingeheizt scheinen mußte,

  • av Christian Furchtegott Gellert
    385,-

    Die Nachtigall und die LercheDie Nachtigall sang einst mit vieler Kunst; Ihr Lied erwarb der ganzen Gegend Gunst; Die Blätter in den Gipfeln schwiegen Und fühlten ein geheim Vergnügen. Der Vögel Chor vergaß der Ruh' Und hörte Philomelen zu. Aurora selbst verzog am Horizonte, Weil sie die Sängerin nicht g'nug bewundern konnte. Denn auch die Götter rührt der Schall Der angenehmen Nachtigall; Und ihr, der Göttin, ihr zu Ehren Ließ Philomele sich noch zweimal schöner hören. Sie schweigt darauf. Die Lerche naht sich ihr Und spricht: »Du singst viel reizender als wir; Dir wird mit Recht der Vorzug zugesprochen; Doch eins gefällt uns nicht an dir, Du singst das ganze Jahr nicht mehr als wenig Wochen.«Doch Philomele lacht und spricht: »Dein bittrer Vorwurf kränkt mich nicht Und wird mir ewig Ehre bringen. Ich singe kurze Zeit. Warum? Um schön zu singen. Ich folg' im Singen der Natur; So lange sie gebeut, so lange sing' ich nur. Sobald sie nicht gebeut, so hör' ich auf zu singen; Denn die Natur läßt sich nicht zwingen.«O Dichter, denkt an Philomelen, Singt nicht, so lang ihr singen wollt. Natur und Geist, die euch beseelen, Sind euch nur wenig Jahre hold. Soll euer Witz die Welt entzücken, So singt, so lang ihr feurig seid, Und öffnet euch mit Meisterstücken Den Eingang in die Ewigkeit. Singt geistreich der Natur zu Ehren; Und scheint euch die nicht mehr geneigt, So eilt, um rühmlich aufzuhören, Eh' ihr zu spät mit Schande schweigt. Wer, sprecht ihr, will den Dichter zwingen? Er bindet sich an keine Zeit. So fahrt denn fort, noch alt zu singen, Und singt euch um die Ewigkeit.

  • av Gustave Flaubert
    385,-

    Es war in Megara, einer der Vorstädte von Karthago, in den Gärten Hamilkars.Die Söldner, die er in Sizilien befehligt hatte, feierten den Jahrestag der Schlacht am Eryx durch ein großes Gelage. Da der Feldmarschall abwesend und die Versammlung zahlreich war, schmauste und zechte man auf das zwangloseste.Die Offiziere hatten sich gestiefelt und gespornt in der Hauptallee gelagert, unter einem goldbefransten Purpurzelt, das von der Stallmauer bis zur untersten Schloßterrasse ausgespannt war. Die Scharen der Gemeinen lagen weithin unter den Bäumen, durch die man zahlreiche flachdachige Baracken, Winzerhäuschen, Scheunen, Speicher, Backhäuser und Waffenschuppen schimmern sah, einen Elefantenhof, Zwinger für die wilden Tiere und ein Sklavengefängnis.Feigenbäume umstanden die Küchen. Ein Sykomorenhain endete an einem Meere grüner Büsche, daraus rote Granatäpfel zwischen weißen Baumwollenkotten leuchteten. Traubenschwere Weinreben strebten bis in die Wipfel der Pinien. Unter Platanen glühte ein Rosenfeld. Hier und da wiegten sich Lilien über dem Grase. Die Wege bedeckte schwarzer Kies, mit rotem Korallenstaub vermischt. Von einem Ende zum andern durchschnitt den Park eine hohe Zypressenallee, gleich einem Säulengange grüner Obelisken.Ganz im Hintergrunde leuchtete auf breitem Unterbau das Schloß mit seinen vier terrassenartigen Stockwerken, aus numidischem, gelbgesprenkeltem Marmor. Seine monumentale Freitreppe aus Ebenholz, deren einzelne Stufen links und rechts mit den Schnäbeln eroberter Schlachtschiffe geschmückt waren, ¿ seine roten Türen, die je ein schwarzes Kreuz vierteilte, ¿ seine Fensteröffnungen, die im untersten Stock Drahtgaze vor den Skorpionen schützte, während sie in den oberen Reihen vergoldetes Gitter zeigten, ¿ all diese wuchtige Pracht dünkte die Soldaten so hoheitsvoll und unnahbar wie Hamilkars Antlitz.

  • av Eugenie Marlitt
    385,-

    Er ist ein einsamer Wanderbursch, der kleine Fluß, er läuft durch die stille Heide. Seine schwach klingenden Wellchen kennen nicht das tolle Jauchzen thaleinwärts stürzender Wasser; sie trollen sich gemächlich über widerstandslose, flach gewaschene Kiesel, zwischen seichten, mit Weiden und Erlen bestandenen Borden. Das Gebüsch aber verschränkt seine Zweige so undurchdringlich, als dürfe nicht einmal der Himmel droben wissen, daß die kleine Ader voll rieselnden Lebens in der verrufenen Heide klopfe. Und das ist so recht im Sinn vieler böser Zungen, die draußen in der Welt diese weiten Flächen germanischen Tieflandes verlästern.Lieber, sieh dir einmal das vielgeschmähte Proletarierweib, die Heide, im Hochsommer an! Freilich, sie hebt die Stirne nicht bis über die Wolken, das Diadem des Alpenglühens oder einen Kranz von Rhododendren suchst du vergebens; sie trägt nicht einmal die Steinkrone des Niedergebirges; auch schmiegt sich nicht der breite funkelnde Stahlgürtel eines gewaltigen Wasserstromes unter ihren Busen; aber die Erika blüht; ihre lila- und rotgemischten Glockenkelche werfen über die sanften Biegungen des Riesenleibes einen farbenprächtigen, mit Myriaden gelbbestäubter Bienen durchstickten Königsmantel und der hat einen köstlichen Saum.

  • av Angeli Giada
    165,-

Gör som tusentals andra bokälskare

Prenumerera på vårt nyhetsbrev för att få fantastiska erbjudanden och inspiration för din nästa läsning.